Ich mag kein Vatermörder sein oder einfach "Ich habe fertig"

Es ist egal, wie lange ich nachdenke darüber, wie ich noch so manches ausgefeilt formulieren könnte und es hier schreiben könnte - irgendeinem würde ich damit ja doch wieder auf den Schlips treten.
Auch wenn ich das gar nicht wöllte, einer findet sich immer, der es "grenzwertig" findet.

An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an den Wehrbeauftragten der Bundeswehr für dieses Wort "grenzwertig" mit der er den Inhalt dieses Blogs beschrieben hat!

In den letzten Wochen habe ich einige sehr schlaue Aussagen zu hören bekommen, über die es sich doch nachzudenken lohnt.

"Recht haben heisst noch lange nicht Recht bekommen."

Und infolge dessen:

"Kämpft man um sein Recht, wird man schnell zum Vatermörder."

Es ist nicht so, dass ich zu feige wäre, ein "Vatermörder" (im übertragenen Sinne - mein Papa ist echt der Letzte, bei dem ich Mordgedanken hege) zu sein.
Allerdings stehe ich nicht allein hier, immerhin habe ich die Verantwortung für eine Familie, die ich ungewollt in den Kampf hineinziehen würde.

Und das könnte das ganze eigentlich nur verschlimmern, wenn das mal nicht schon passsiert ist.

Also finden wir uns mehr oder weniger damit ab, nicht in allem unser Recht zu bekommen und tun einigen den Gefallen, Gras über gewisse Dinge wachsen zu lassen.

Aber bevor ich nun hier zum Ende komme, noch ein paar Worte an eben diese jene Mitmenschen, die sich in den letzten Monaten von uns haben beleidigt, belogen, betrogen oder gar verleumdet gesehen haben:

Ich bin nach wie vor der Meinung, nicht wir haben den Stunk angefangen!
Wir hatten nur nicht bedacht, dass sich doch jeder selbst der Nächste ist und es manch einem an Verständnis für unsere Situation gefehlt hat.

Wenn wir im Nachhinein durch von anderen nicht eingehaltene Absprachen in Verruf gekommen sind und sich aufgrund dessen manch einer von uns abgewandt hat, so muss ich sagen, mir hat das bei einigen wirklich weh getan, weil ich es in dem Moment nicht verstanden habe.
Doch mittlerweile tangieren mich auch diese Leute nur noch peripher, auf gut deutsch:
Die könnne mich kreuzweise am A**** lecken.

Mach dir keine Gedanken über die Menschen aus deiner Vergangenheit denn es gibt Gründe warum sie es nicht in deine Zukunft geschafft haben

Und wer will schon oberflächliche, opportunistische und feige Menschen in seinem Leben um sich haben? Wir nicht.

Also Kurzzusammenfassung:

Wir waren die ganze Zeit die Gearschten und nicht ihr, also runterkommen aufhören, sich permanent angepisst zu fühlen.

Nicht wir haben irgend jemandem Steine in den Weg gelegt und das Leben schwer gemacht, sondern wir sind heute noch am Wegschaufeln, was sich seit März 2009 so angehäuft hat - auch dank Euch!

Und es seid auch nicht ihr, die seelisch schwer Schaden genommen haben und daran noch lange zu knabbern haben (auch wenn mir zu Ohren gekommen ist, wir wären für diverse Magengeschwüre und Schlafstörungen verantwortlich)!

Ja, wir haben ab einem gewissen Zeitpunkt scharf zurückgeschossen, aber jede dieser Kugeln habt ihr Euch redlich verdient!

So, das musste raus........

Gehabt Euch wohl!



Damit schliesse ich den Blog, gerne hätte ich ein anderes Ende gesehen, aber nun - das ist das Leben.

Boah - ich kann richtig hören, wie manch einer jetzt aufatmet.............trollig, soviel Angst vor der Wahrheit zu haben  :-))))))))))

Danke an die jahrelangen treuen Leser und ein großes Pfui an diejenigen die es "grenzwertig" fanden ;-)

Mal sehen, wer sich jetzt angesprochen fühlt

Eine uralte Weisheit der Dakota-Indianer besagt:
"Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab."

Doch hochqualifiziertes Führungspersonal hat für derartige Situationen zahlreiche erfolgsorientierte Strategien und zielführende Methoden entwickelt:

Wir sagen: "So haben wir das Pferd doch immer geritten."

Wir besorgen eine größere Peitsche.

Wir wechselnd das Stroh im Stall aus.

Wir lassen den Stall renovieren. 

Wir schließen mit dem Personalrat eine Dienstvereinbarung über den Einsatz toter Pferde in der Verwaltung.

Wir berufen einen ämterübergreifenden Arbeitskreis, um das tote Pferd zu analysieren.

Wir besuchen andere Verwaltungen, um zu sehen, wie man dort tote Pferde reitet.


Wir stellen fest, dass die anderen auch tote Pferde reiten und erklären dies zum Normalzustand.


Wir ernennen einen Verwaltungsmitarbeiter zum Beauftragten für das Totepferdewesen.


Wir bilden eine Task Force, um das tote Pferd wiederzubeleben.


Wir stellen Vergleiche unterschiedlich toter Pferde an.


Wir ändern die Kriterien, die besagen, ob ein Pferd tot ist.


Wir erklären: "Kein Pferd kann so tot sein, dass man es nicht doch motivieren könnte."


Wir erklären: "Wenn man das tote Pferd schon nicht reiten kann, dann kann es doch wenigstens eine Kutsche ziehen".


Wir bilden einen Qualitätszirkel, um eine Verwendung für tote Pferde zu finden.


Wir kündigen nach Anhörung des Personalrates dem Pferd fristlos, da es sich um einen klaren Fall von Arbeitsverweigerung handelt.


Wir wenden die Helmut-Kohl-Strategie an: Wir setzen uns hin und warten sechzehn Jahre, ob das Pferd sich nicht einfach nur tot stellt.


Wir wenden die Gerhard-Schröder-Strategie an: Wir schnallen dem toten Pferd einen leichteren Sattel um, damit es die Chance hat, sich wieder von selbst zu erholen.


Wir wenden die Angela-Merkel-Strategie an: Alle dürfen munter sich widersprechende Vorschläge machen und am Schluss ist der Koalitionspartner schuld, wenn das Pferd sich nicht bewegt.

Wir legen das tote Pferd bei jemand anderem in den Stall und behaupten, es sei seines.



Mit meiner minimalen Lebenserfahrung und meinem weiblich-blonden Intellekt frage ich mich auch, warum kümmert man sich nicht um das Pferd, bevor es die Hufe hochklappt?
Immerhin fällt der Schimmel, Rappe, Hengst, selbst der Klappergaul nicht von heute auf morgen tot um.


BESCHEID!     

WM -> AF -> AI -> BR

Damit können die meisten jetzt sicher nichts anfangen - ausser WM warscheinlich.

Durch eben diese ist man ja zwangsweise täglich mit Afrika konfrontiert, ob man nun will oder nicht.
Und auch wenn mir einige das nicht glauben, aber ich habe ja nicht wirklich eine Abneigung gegen Afrika im allgemeinen und deshalb waren wir vorletzten Samstag in Ingolstadt auf den Afrika Fest.
Im Grunde genommen das Übliche, was einem so auf Afrikafesten verkauft wird.
Kunst zu völlig überteuerten Preisen, die dann als fairer Handel angepriesen werden.
Würde mich schon mal interessieren, wieviel von den knapp 30 Euro bei dem Korbflechter in Bolgatanga ankommen.
Nun gut, nicht gefehlt haben natürlich auch die "Bettelstände", Unterstützung für die verschiedensten Projekte, bei denen vielleicht nicht mal einer von den deutschen Organisatoren jemals in Afrika war - Hauptsache was "Gutes" tun.
Egal, gehört dazu, man kann ja einfach vorbeigehen.
An einem Stand bin ich allerdings mal stehengeblieben - bei Amnesty International.
Da es sich ja um ein Afrikafest handelte, ging es dort natürlich vorrangig um Belange, die Afrika betreffen. Dass Weisse Rassisten sind, ist ja hinlänglich bekannt, dazu langt ja manchmal schon eine (berechtigte) kritische Äusserung gegenüber anderen Nationalitäten oder Hautfarben.
Mich hat aber da mehr die andere Seite interessiert, deshalb habe ich mal auf der Internetseite von AI gestöbert und: nichts gefunden - hätte mich auch gewundert, wenn man sich offen mit Black Racism beschäftigt.
So wie man auch sonst schwer etas handfestes dazu findet.
Meist handelt es sich um einzelne Streiter, die Gewalt gegen Weisse anprangern. Allerdings werden diese Vorkommnisse gern als Einzelfälle abgetan, gerade so, als hätte dieser Einzelne keine Rechte.
Wie sollte es doch gleich in den angeblichen Demokratien sein?
Sollten da nicht auch Minderheiten gleiche Rechte haben?
Naja, da habe ich wohl etwas falsch verstanden.

Ein paar erfreuliche Etscheidungen gibt es allerdings, z.B. hier:

Weisser Südafrikaner gilt in Kanada als Flüchtling

Ich warte auf mehr solche Meldungen, gerade jetzt, wo im Zuge der WM der Fokus auf Südafrika liegt.

Ach ja, auf etwas bin ich auf der Seite von AI gestossen, was ich interessant finde:

Amnesty Report 2010

Milde beschriebene Haftbedingungen, mehr mag ich aber gar nicht wissen.
Bin nur froh, einem Aufenthalt in einer dieser Einrichtungen noch entgangen zu sein, denn ich stelle es mir nicht wirklich prickelnd vor, zusammen mit ich weiss nicht wie vielen Ghanaern, die was weiss ich verbrochen haben, gemeinsam in einer Zelle zu sitzen, mich begrabbeln zu lassen.
Da stellt sich die Frage, wie lange man das dann aushält, ohne ein Auge zuzumachen aus Angst.
Nun gut, bevor meine Phantasie mit mir durch geht............

Aber es war ja nur ein tragischer Einzelfall...............

Es gibt so Tage, da werd ich wütend........

Gestern war so ein Tag, denn da kam mit der Post eine Arztrechnung ins Haus geflattert.
Die meisten werden ja über die Summe in Rechnungen sauer, aber das war es nicht bei mir.
Es war der Grund für die Behandlung.
Diagnosen: Posttraumatische Belastungsstörung, Alpträume
Was mich daran traurig macht - es ist die Diagnose eines 8jährigen Jungen.

Eines Kindes, dass bisher wohl niemandem etwas getan hat, der es als allerletzter verdient hätte, sich mit Problemen zu quälen, die für einen 8jährigen keinesfalls zu verarbeiten sind.

Nicht genug, dass er miterleben musste, wie seiner Mutter Gewalt angetan wurde.

Der dann in Folge der Ereignisse quasi über Nacht all seine Freunde verlor - ohne Abschied - alles aufgeben musste, was ihm lieb und teuer war.

Der ohne Vorbereitung in eine Welt verbracht wurde, die ihm völlig fremd war und ihn manchmal überforderte.

Der monatelang auf seine geliebten Haustiere warten musste, die schon von klein an Vertraute für ihn waren.

Der mit seiner Traurigkeit auf wenig Verständnis bei Lehrern stiess.

Dem von seiten der Schule klare Fristen gesetzt wurden, ab wann er wieder "normal funktionieren" solle.

Der im Laufe der letzten Monate immer mehr nur die Mama als Bezugsperson hatte, da Papa zu wenig Zeit hatte - was allerdings nicht Papas Schuld ist.

All das ist nicht gerade förderlich, ihn wieder auf einen normalen Weg zu bringen.

Aber es ist schwer für mich, ihm diese Steine aus dem Weg zu räumen, alleine nicht zu schaffen.

Aber ich denke, wir haben jetzt mit Hilfe der Kinderpsychologin und des Jugendamtes einen guten Anfang gemacht.
So gibt es jetzt für Julian eine ambulante Hilfe zu Hause.
O-Ton Mitarbeiterin Jugendamt:
"Ich denke, es wäre gut, wenn ein Mann zu ihnen ins Haus kommt, der für Julian ein väterlicher Freund sein könnte und so seine Defizite betreffst männlicher Bezugsperson etwas ausgleichen kann."

Und das darf man sich jetzt mal durch den Kopf gehen lassen, ganz langsam, und darüber nachdenken.

Schön und traurig zugleich: Da sorgt der Staat dafür, dass ein Kind nicht genug von seinem Vater hat und gleicht das dann aber wenigstens mit einer neuen männlichen Bezugsperson aus.

Bis ich dass in seinem vollen Umfang verstanden habe, wird noch ein Weilchen dauern.........

Denke ich an Deutschland in der Nacht...............

.......bin ich um den Schlaf gebracht.
Grübeleien beim Einschlafen schwappen dann hinüber ins Traumland und schnell wird ein wahrer Alptraum draus.

Ich träumte, wir kamen zurück nach Deutschland und keinen hats wirklich interessiert, warum, wieso, weshalb. Alle waren der Meinung, wir sind heilefroh darüber, wieder hier zu sein.
Deshalb bestand auch keine Notwendigkeit, sich besonders um uns zu kümmern.
Wir mussten sofort wieder 100% und mehr geben, wo keine Probleme sein dürfen, da sind natürlich auch keine.

Ich träumte, wir mussten uns ohne finanzielle oder organisatorische Hilfe alleine um eine einstweilige Unterkunft und dann um eine dauerhafte Unterkunft kümmern, für alle dafür anfallenden Kosten in Höhe von mehreren tausend Euro vorerst selbst aufkommen.

Ich träumte, mein Mann bekam sehr schnell eine Stelle hier, bei der es gleich mal zu Anfang quer durchs Land weg von daheim ging. Da bestand "Daheim" noch aus den Inhalt von 9 Koffern, die wir aus Ghana mitnehmen konnten.

Ich träumte, wir würden nie alles, was uns gehört, komplett nach Deutschland bekommen, ich würde Dinge einbüßen, manches nie wieder sehen.

Ich träumte, irgendein schludrig arbeitender Verwaltungsangestellter hatte sich vor paar Jahren mal verrechnet und uns so Schulden in fünfstelliger Höhe beschert.

Ich träumte, dass uns deshalb einfach schon mal ohne Vorankündigung ein vierstelliger Eurobetrag einbehalten wurde - weil man so schnell wie möglich das Geld wiederhaben wollte.

Ich träumte, dass wir uns sogar einen Anwalt zu Hilfe nehmen mussten, um mit dieser Verwaltung eine verträgliche Rate für die Rückzahlung zu vereinbaren.

Ich träumte, dass der Job meines Mannes sehr zeitintensiv wäre, er oft tagelang nicht daheim ist.

Ich träumte, für all diese Aussendienste in weiter Flur - Sommer wie Winter bei Hitze, Frost, Sturm und Regen und Dreck, Tag und Nacht, gibt es als kleinen Ausgleich eine Zulage, welche aber die Verwaltung gleich wieder ohne vorherige Ankündigung einbehielt, um die Schulden zu tilgen.

Ich träumte sogar, manch einer behauptete, es wären gar keine Schulden, die aus einem Berechnungsfehler stammen, sondern es handelt sich dabei um einen von uns gewollten Kredit.

Ich träumte, mein Mann bemüht sich seit einem Jahr um einen Job, der weniger zeitintensiv ist, aber keiner kann oder will ihm dabei helfen.

Ich träumte, mich belastet diese ganze Situation so sehr, dass ich Schlaf- und Essstörungen bekam und so an meine körperlichen Grenzen kam. Deshalb nahm ich dann Medikamente, die mich zwar etwas hoffnungsvoller in die Zukunft blicken liessen, die allerdings nicht ohne unangenehme Nebenwirkungen waren. So nahm ich enorm an Gewicht zu, sodass ich jetzt statt Kleidergröße 36/38 42/44 trug.

Ich träumte, egal bei wem wir mit einem Problem vorsprachen, bekamen wir nur vorgefertigte Standardantworten und wurden vertröstet oder man fühlte sich nicht zuständig.


Und dann wachte ich auf und mir wurde plötzlich eines bewusst:

Es war kein Traum - es ist die traurige Realität, und davon nur ein Bruchteil :-(

Klein, aber nicht unbedingt fein Teil 2

Lange nach der Veröffentlichung des Blogposts "Klein, aber nicht unbedingt fein" kam nun letzte Woche ein Kommentar dazu rein.
Leider steht dieser Kommentar nicht unter dem dazugehörigen Post, deshalb hier nochmals als Copy:

"""Liebe Familie
Ihr Beitrag über unsere Schule zeigt, wie Sie in der Einleitung richtig erwähnen, Ihre persönliche Sichtweise der Situation an der RMS-Schule in Ghana auf. Wir hätten uns gewünscht, mit Ihren Kinder gleichviel Erfolg, wie mit anderen deutschen Schülerinnen und Schülern in Ghana zu haben. Dies wurde uns verwehrt und wir bedauern die Anpassungsschwierigkeiten von Chris in Deutschland. Einige Schüler erreichen hier ein überdurchschnittliches Leistungsniveau, andere Jugendliche nicht. Dem Erfolg liegt eine gute Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus zugrunde. Dies war leider nicht möglich. Die Lehrpersonen haben im letzen Jahr ihr Möglichstes getan. Durch Ihre spontane Abreise wurde leider auch diese Chance vertan. Ihre Kinder werden ihren Weg bestreiten und Ghana wird, trotz allem, eine Bereicherung für sie gewesen sein.
Alles Gute Headmaster GSIS-Accra """

Na das ist es mir doch wert, mal ein paar Worte mehr dazu zu schreiben, als in einen Kommentar passen.

Also wo fang ich an.............vielleicht mit der guten Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus.
Als wir nach Ghana an die Schule kamen, war es als erstes mal eine Umstellung, tagtäglich einen so engen Kontakt zu Lehrern zu haben. Natürlich im positiven Sinne.
Jeden Morgen traf man diese im Hüsli, gab es irgendetwas zu bereden, wurde das gleich vor Schulbeginn bei einer Tasse Kaffee getan.
Zu jeder Zeit war man eigentlich auch sehr offen für Ideen und Anregungen von Eltern, vieles wurde gemeinsam gemacht.
Leider löste sich diese angenehme, nette Atmosphäre nach und nach auf.
Lehrer setzten sich gegen den Willen von Schülern und Eltern ihre Ideen durch, ganz so, als müssten sie sich gegen eine Klasse von 30 Halbwüchsigen durchsetzen.
Was ich immer geschätzt habe, war, dass man gerade die Schüler der Oberstufe als heranwachsende mit eigener Meinung annahm, ihnen viel Freiheit gab, sich selbst zu entfalten und zu lernen, Verantwortung freiwillig zu übernehmen.
Fernab der Heimat in Ghana zu leben, bedeutet auch für diese Kinder, vieles aufzugeben und zu entbehren. Deshalb ist es wichtig, dass sie sich in der Schule unter ihresgleichen wohl fühlen und auch ernst genommen werden.
Leider gab es da in unserem letzten Jahr einige Reibungspunkte.
Wie bitte soll man den Kids vermitteln, dass aus Kostengründen die Klimaanlagen weniger laufen sollen, während andererseits endlich in der Bibliothek Licht und Aircon auf Hochtouren laufen - für jemanden, der gar nicht zur Schule gehört.
Wie ihnen erklären, dass sie ein gemeinsames Frühstück mit den Kids eines Hilfsprojektes machen sollen, aber nicht einige ehemalige Mitschüler einladen dürfen?
Spricht man die Lehrkraft dann als Elternteil darauf an, wird bockig reagiert. Und als Krönung werden dann noch unsere Kinder, also die, deren Mütter Beanstandungen hatten zu Ihnen, Herr Headmaster zitiert und dürfen sich einen Vortrag darüber anhören, dass man helfen müsse, also gutmenschlich sein soll.
Und das nennen Sie gute Zusammenarbeit?
Konstruktive Kommunikation?
Anstatt ernstgemeinte Kritiken, z.B. die Parksituation vor der Schule aufzugreifen und mit einfachen Mitteln  (Verbannung derjenigen Parker, die mit der Schule nix zu tun haben) Entspannung zu schaffen, wird eine konfuse und abstrakte Park- und Halteordnung geschaffen, die viele verärgert hat und die bösen Blicke erntet wer dafür?
Natürlich, die Mütter, die sich mal beschwert hatten.

Das nenn ich mal wirklich gute Zusammenarbeit.

Also wenn Sie wirklich Defizite in der Zusammenarbeit gesehen haben, warum haben sie nicht einer der unzähligen Möglichkeiten genutzt, mich morgens anzusprechen?
Denn alle derzeitigen Probleme von Chris rühren nicht nur von unserem Weggang her, alles was stofflich fehlt, ist die Summe der letzten Jahre.
Da kann man nun wirklich bei ihm nicht von einem überdurchschnittlichen Leistungsniveau sprechen, wenn ganze 2 Jahre nachgeholt werden müssen. Also müsste es nach ihrem Kommentar an Chris gelegen haben. Dann hat er wohl nie aufgepasst, nie mitgeschrieben und gelernt.
Wie kann man sich aber dann seine Noten erklären?
Und wenn es wirklich so wäre, warum hat keiner der Lehrer uns mal gesagt, wie schlecht Chris wirklich ist?
Dann müsste Chris ja wirklich das faulste Kind auf Erden sein, denn an seinem IQ kann es nicht liegen, das haben wir ja nun von ärztlicher Seite schwarz auf weiss, dass er ÜBERDURCHSCHNITTLICH begabt ist.
Warum hat denn kein Lehrer sein schlummerndes Talent entdeckt inmitten der wahnsinnigen Anzahl von Schülern in der Oberstufe (<20)?

Oder liegt es vielleicht doch an der Schule, bzw. an dem, was dort vermittelt wird.
Was überdurchschnittlich bedeutet, hängt immer davon ab, was Durchschnitt ist.

Harte Worte, aber es ist ja auch für uns hart, alle Probleme zu lösen.
Natürlich werden unsere Kinder ihren Weg machen und selbstverständlich waren 3 jahre Ghana eine Bereicherung. Warscheinlich nicht in dem Sinne, wie Sie es meinen, aber in Sachen Menschlichkeit, Verständnis, Anstand und wirklicher Freundschaft sind unsere Erfahrungen unbezahlbar.

Ihnen wünsche ich weiterhin viel Glück, die Schule weiterhin mit fragwürdigen Methoden vor dem Ruin zu bewahren.


Nachtrag zu dem neuesten Kommentar:

"""Immerhin gibt es Kinder, die problemlos von der GSIS an andere internationale Schulen in Ghana wechseln und dort sogar Auszeichnungen erhalten und es gibt auch viele Kinder, die von der GSIS zurueck in die Schweiz / nach Deutschland sind und dort den Anschluss geschafft haben.

Es liegt nicht immer nur an der Schule oder an den Lehrern.

Eltern sind auch in der Pflicht."""

Gepostet von einem Anonymus - da kann mal wieder jemand nicht zu seiner meinung mit seinem Namen stehen - irgendwie ärmlich.

Mag sicherlich sein, dass Schüler den Anschluss in anderen Ländern/Schulen geschafft haben, ich habe auch nie gegenteiliges behauptet. Allerdings gibt es gerade aus den letzten Jahren ausser Chris noch mehr Kinder, die es eben nicht problemlos geschafft haben.

Sicherlich liegt es nicht nur an der Schule den Lehrern und natürlich tragen Eltern auch eine große Verantwortung.
Doch meiner Meinung nach gehört es nicht zu den Pflichten der Eltern, das Zeugnis ordentlich zu schreiben.
Kommentar eines deutschen Rektors zum Zeugnis von Chris: "Was soll das sein? Seit wann wird mit Tipp-Ex verbessert? Und das hat eine deutsche Lehrerin geschrieben? Unglaublich!"

Is klar, war natürlich ein Versäumnis von uns.

Mir ist jetzt noch nicht ganz klar, was Wochen nach meinem Posting diese Welle der Verteidigung, mit der uns der Schwarze Peter zugeschoben werden soll, ausgelöst hat.
Aber als so international anerkannte tolle Schule sollte man mit Kritik anders umgehen und nicht einfach mal mit steilen Behauptungen uns den Ball zurückspielen.

Klein, aber nicht unbedingt fein

Fast ein Jahr lang gehen nun unsere 3 Kids wieder in Deutschland zur Schule.

Jeder hatte dabei mit ganz unterschiedlichen Problemen zu kämpfen.

Rein schulisch gesehen hatte es Chris wohl am schwersten.
Dazu hatte ich ja schon mal was geschrieben.
Mittlerweile geht er in die 8. Klasse auf der Realschule.
Klingt jetzt ganz normal, ist es aber nicht wirklich, denn eigentlich wäre er schon in der 10. Klasse.
Okay, ein 16jähriger in der 8. Klasse mag auch nicht so ganz ungewöhnlich sein, sitzenbleiben kann passieren.
Allerdings ist er nicht sitzengeblieben, er wurde zurückgestuft um ganze 2 Jahre!
Das war anfangs für uns echt gewöhnungsbedürftig, denn Chris ist laut Gutachten ein überdurchschnittlich intelligentes Kerlchen. Also an Grips magelt es ganz sicher nicht.
Aber was er nicht weiss, das weiss er eben nicht.
Wie auch, wenn er es nie gelernt bekommen hat.
Und genau da machen sich die Schwachstellen der Schule in Accra bemerkbar.
Ich kenne mich in der Materie nicht gut genug aus, um genau zu sagen, was dort schief läuft in der Oberstufe, ich sehe jetzt nur das Endergebnis.
Und das ist einfach nur eine Katastrophe.
Chris merkt es jetzt fast täglich, was ihm in den verschiedensten Fächern an Stoff fehlt, was hier teilweise schon in der 7. Klasse gelehrt wurde.
Er hat mehr als genug nachzuholen, obwohl er ja eigentlich schon ein halbes Jahr in der 9. Jahrgangsstufe war.
Mit dem Wissen von heute können wir froh sein, dass er nur 2 Jahre zurückgestuft wurde.
Es mag sein, dass für Afrika das Niveau der GSIS (ehemals RMS) genug ist.
Plant man eine weitere Schullaufbahn allerdings in Deutschland, dann würde ich jedem abraten, sein Kind in die Oberstufe der GSIS zu schicken.

Deshalb sind wir im Nachhinein sehr froh, dass wir das Philipp erspart haben und er hier die oberen Klassen machen kann.

Einzig die Grundschule ist akzeptabel, dann haben die Kinder wenigstens noch genug Zeit, in Deutschland Defizite aufzuholen.

Ich weiss, nicht, was die Schulleitung abhält, ein wenig mehr Augenmerk darauf zu legen, wie Schule in Deutschland läuft und sich allgemein mehr anzupassen, dass Schulwechsel vielleicht reibungsloser verlaufen.
Das geht los bei zusammengefassten Fächern wie "Realien", womit in D keiner richtig was anfangen kann, da hier die Fachlehrer ja keinen Schimmer haben, wie es denn im einzelnen Fach ausschaut, das ist wirklich Grundschulniveau.
Ausserdem neigen manche Lehrer anscheinend zu Nachlässigkeiten im sonnigen Ghana. Wie sonst erklärt sich TippEx im Zeugnis ohne Stempel.
Der Rektor der Realschule hat uns hier erst einmal aufgeklärt, dass dieses Zeugnis eigentlich ungültig ist. Er war sehr überrascht, als wir ihm sagten, dass dieses Zeugnis von einer deutschen Lehrerin geschrieben wurde.

Unsre 3 Jungs werden die negativen Altlasten der GSIS irgendwann abgearbeitet haben und einen geraden Weg mit Zukunft gehen können, wie andere damit klar kommen, ist mir schnuppe.

Sicher werden viele an der Schule froh sein, dass ich weg bin, eine weniger, die den Mund aufmacht und nicht jeden Mist jüngerhaft abnickt und befeiert.

Es werden wieder Lehrer gehen und neue Lehrer kommen, voller Enthusiasmus und Idealismus, alles Bewährte über den Haufen werfen und machtvoll wieder einmal alles verschlimmbessern.

Würde mich jemand fragen, ob er sein Kind auf die GSIS schicken soll, würde ich folgendes antworten:

Grundschule bedenkenlos ja
Mittelschule höchstens bis zur 5. Klasse
Oberstufe auf keinen Fall
10. Klasse nie und nimmer!

One year on

Noch 5 Tage und wir sind genau 1 Jahr wieder in Deutschland.
Ein guter Zeitpunkt, mal ein kleines Fazit zu ziehen.

Was wir daraus gelernt haben:

Wenige Stunden können ein ganzes Leben verändern.
Wir verlassen uns nur noch auf uns selbst.
Wir wissen jetzt, wer unsere wahren Freunde sind.
Ich kann manches verzeihen, aber nichts vergessen.
Lebe hier und heute, morgen kann alles vorbei sein.
Traue niemandem, vorallem nicht dem Staat.

Wem ich ohne wenn und aber danken möchte:

Als erstes natürlich meinem Dani. In allen schlimmen Momenten stand er an meiner Seite. Ich hätte mir keinen besseren Beistand wünschen können als ihn. Wir sind gemeinsam an unsere Grenzen und leider auch darüber hinaus gegangen und haben dabei gemerkt, dass wir uns bedingungslos aufeinander verlassen können. Es war wohl mit das Wichtigste im letzten Jahr, dass ich wusste, ich habe jemanden, dem ich blind vertrauen kann. Hätte ich nicht vorher schon gewusst, dass ich ihn liebe, dann wüsste ich es jetzt. Er gab mir nie das Gefühl, es wäre meine Schuld, auch wenn er durch alles wohl die meisten Nachteile hatte.
Wenn ich in allem, was geschehen ist, etwas positives sehen müsste, dann, dass wir uns nur noch näher gekommen sind.

Christoph, der mir in meinen miesesten Zeiten von ganz alleine viel Arbeit abgenommen hat, sich um die Brüder gekümmert hat und Dani in seiner Abwesenheit vertreten hat.
Chris, es tut mir leid, denn das ist nicht wirklich der Job eines 16jährigen.

Meinen Eltern und die ganze Verwandschaft, die in den ersten Stunden und Tagen hier alles möglich gemacht haben, um uns zu helfen.

Kay und Diana, bei denen wir bis heute all unseren Frust, Wut, Ärger und Traurigkeit loswerden konnten.

Bettina & Familie, Gretchen & Familie, die wirklich Good Care in Accra geleistet haben und sich um viele kleine und große Dinge gekümmert haben.

Frau Illing, die als erste Aussenstehende uns gefragt hat, wie es uns geht und dies bis heute noch tut.

Doc Kwesi, der unsere Haustiere trotz künstlich erzeugter Widrigkeiten für den Transport nach Deutschland fertig gemacht hat.

Es gibt noch viele weitere Freunde, die für uns da waren - Danke an alle.

Anstandshalber erspare ich mir die Liste derer, die mich zur Verzweiflung getrieben haben, mich zum Weinen gebracht haben und sich damit für immer und ewig einen festen Platz auf meiner Feindeliste erkämpft haben.

Auf ein paar Bereiche unseres Lebens werde ich in den nächsten Tagen wohl nochmal etwas genauer eingehen, jetzt erst mal Schluss, da mich das alles emotional immer noch sehr aufwühlt.

Viele Fragen, wenig Antworten

Wie verarbeite ich etwas, was noch keinen Abschluss gefunden hat und wie es derzeit ausschaut, auch in absehbarer Zeit keinen finden wird?

Das ist die eigentlich Grundfrage, die niemand beantworten kann.

Oder aber ich finde endlich Antworten und Lösungen auf die Vielzahl Fragen und Problemchen, dann hätte sich die Grundfrage in Luft aufgelöst.

Aber wie in allen bereichen des Lebens ist es fast unmöglich, Erklärungen für Dinge zu finden, die mit Moral, Ehrlichkeit, Mut, Anstand und gesundem Menschenverstand zu tun haben.

Was, wie, wo und wann hat sich ofmals dann doch schnell beantwortet.
Aber was wirklich quält ist eigentlich das Warum.

Schon mit 16 Jahren hatte ich fett an meiner Wand stehen:

"Auf die Frage Warum gibt es keine Antwort"

Nun also muss man sich damit abfinden, dass andere Menschen eben andere Werte und Moralvorstellungen haben und eine andere Sicht über "was gehört sich und was nicht".

Was ja an sich nicht neues ist, da ich ja schon lange weiss, dass auch ich Dinge tue, die sich nicht gehören. Zum Beispiel diesen Blog hier zu schreiben.
Und auch wenn wir nun schwarz auf weiss in der Hand haben, dass von öberster Stelle dieser Blog als "Grenzwertig" bezeichnet wird, hält mich dass nicht wirklich davon ab, weiter die Wahrheit zu schreiben.
Dass die Masche "Dummfang" nicht gezogen hat, scheint angekommen zu sein, jedenfalls habe ich nichts mehr davon gehört, dass man wohl versuchen wollte, mich nachträglich eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben zu lassen.
Ja, solche Erwägungen sind mir zu Ohren gekommen, besser gesagt, zu Augen - schriftlich.
Es hätte ja klappen können, dann wäre man fein raus gewesen.
Aber so ganz, wie das einige vielleicht meinen, bin ich nicht auf den Kopf gefallen, es gibt auch Blondinen mit Hirn.

Aber diesen Angriff auf ein Grundrecht, nämlich dass der Meinungsfreiheit, wollte man dann wohl doch nicht.

Wem der Inhalt hier einfach zu grenzwertig ist, der darf gerne den Disclaimer ganz unten auswendig lernen und entweder den legalen Weg gehen und den Blog melden oder einfach ruhig sein.

Ruhig bin ich allerdings nicht, dafür schwirrt mir zuviel im Kopf herum.

Einiges davon macht mich auch noch richtig wütend, wenn ich darüber nachdenke.
So eben, wie manch einer frech daherlügt, sei es aus Bequemlichkeit oder aus Angst oder aus purem Selbstschutz.
Dabei wird nicht mal nachgedacht, auf wie festen Beinen diese Lügerei steht.
In unserem Fall wurden so einige Fehler gemacht, seltsamerweise nur von uns.
Jedenfalls wurde uns das nun offiziell bestätigt, nachdem involvierte Stellen alle ihre schön aufgehübschten Stellungnahmen abgegeben hatten.

Über einige Passagen gerate ich immer noch in großes Erstaunen.

März 2009
Auf der Suche nach Lösungen redeten wir auch über die Möglichkeit, an die Gegenpartei eine gewisse Summe Geld zu zahlen. Ich nannte das "Freikaufen".
Mir widerstrebte der Gedanke, als Geschädigte auch noch an die Täterin geld zu zahlen.
Ausserdem waren bereits Polizei und Gericht involviert, dann bekommt das gleich noch einen Beigeschmack von Korruption. Und es konnte keiner abschätzen, wieviel es kosten sollte und ob denn damit auch endgültig Ruhe einkehren würde.
Ganz allgemein hätte das ein Zeichen gesetzt, dass man Weisse einfach mal verprügeln kann und noch Geld dafür bekommt. Wiederholungstäter oder Trittbrettfahrer wollte dann aber doch keiner.

Dezember 2009
Familie Langer lehnte eine aussergerichtliche Einigung strikt ab.

So kann man mit wenigen Worten eine umfassende Zusammenfassung abliefern, in der wir die Schuldigen sind.

Ganz große Leistung von Vertretern unseres Staates, die uns im Ausland repräsentieren!

Und genau in diese Leute sollen wir jetzt Vertrauen haben, dass mein Fall in Ghana weiterverfolgt wird?
Und das auch noch zu meinen Gunsten?

....allein mir fehlt der Glaube.

Denn alle Antworten, die auf unsere Anfragen bezüglich eines Fortschritts im Gerichtsfall kamen, waren so belanglos, da wurde viel Nichts in sehr viele Worte gepackt.
Sogar Anrufe in Ghana Brachten nicht viel mehr als: "Ja wer soll sich denn nun drum kümmern, wenn Sie nicht mehr hier sind?"

Stimmt, da hätten wir auch von alleine drauf kommen können.
Und wozu überhaupt?
Wir sind ja wieder sicher daheim und damit war gut.

Und das Kapitel Langer scheinbar in Ghana abgeschlossen.

Aber eben nicht für mich.

Um es mit Coldplay zu sagen:


From the top of the first page
To the end of the last day
From the start in your own way
You just want somebody listening to what you say
It doesn't matter who you are.

Ich muss irgendwie einen Abschluss finden....

......wenn auch noch nicht für die letzten Jahre, dann doch wenigstens für diesen Blog hier.

Mein letzter Post ist lange her und zum Glück auch nicht mehr aktuell.
Denn unsere Cleo war die erste, die am 6. Oktober wieder bei uns war von unseren Haustieren.
Dank Bettina, die viel Zeit und Nerven investiert hat, ging es recht kurzfristig.

Damit war für mich ein Anfang gemacht, ein weiteres Kapitel abzuschliessen - das Heimholen unserer restlichen "Kinder".

Am 16. November folgte dann April. Bei ihr gab es nie Probleme, sie war bei Gretchen gut aufgehoben. Und auch wenn die ganze Familie in dieser Zeit April sehr ins Herz geschlossen hatte, stand es ausser Frage, dass es irgendwann Abschied nehmen heisst und sie auf die Reise nach Deutschland gehen wird.
Ebenso stand es ausser Frage, dass es auch ein Wiedersehen geben würde.

So war es am 18. Dezember mein schönstes Geburtstagsgeschenk, wieder Zeit mit Gretchen und ihrer Familie zu verbringen. Wir hatten ein paar sehr schöne Stunden und viel Spass.

Aber ganz passend zu Weihnachten war dann am 23. Dezember unsere Familie wirklich komplett, als wir endlich auch Brutus vom Flughafen abholen durften.
Das kleine Findelkind, welches sich so sanft in unser Leben "geschlichen" hatte, hat uns die meisten Probleme bereitet. Und konnte nicht mal selbst etwas dafür, es waren dann eher menschliche Zeitgenossen, die immer alles etwas anders gemacht hatten, als es geplant war.
Von nicht gemachter Tollwutimpfung, Änderung des Namens des Eigentümers im Hundepass bis hin zu Klärung wem Brutus gehört mit Hilfe eines Anwaltes hat uns alle hier ziemlich viel Nerven und Tränen gekostet.
Die Gründe, warum ein solches Affentheater wegen einem Hund gemacht wird, werden wir warscheinlich nie erfahren.

Nun gut, jetzt sind wir wieder alle beisammen hier und das ist mir mit die Hauptsache.

Nachdem wir im Juli wegen der sehr zögerlichen Klärung einiger Angelegenheiten usn entschlossen hatten, offiziell Beschwerde beim **************** der ********** einzureichen, begann für uns eine lange Zeit des Wartens, in der ich einige Tiefs durchgemacht habe.
Und oft gezweifelt habe, ob diese Beschwerde richtig war.
Da sich die Fronten zwischen uns und einigen Leuten in Ghana und bei der ********** so verhärtet hatten, wollte ich versuchen, in einem Gespräch mit dem **** von Dani nochmals auf einige unserer dringensten Belange aufmerksam zu machen.
Ich war mittlerweile zu dem Entschluss gekommen, unsere beschwerde beim **************** zurückzuziehen, wenn sich durch dieses Gespräch etwas positives für uns ergeben würde.
Aber da war es schon zu spät, mittlerweile hatten alle von uns "Beschuldigten" schon Post bekommen und sollten zu unseren Vorwürfen Stellung nehmen.
Und damit haben sie sich wirklich reichlich Zeit gelassen, denn Dani bekam zwischenzeitlich die Info, dass noch keiner zeitgerecht seine Stellungnahme abgegeben hätte.

Aber eigenartigerweise kamen nun doch ein paar Dinge in Bewegung.
Manch einer überwies uns noch ausstehendes Geld, plötzlich waren noch ein paar Kisten an uns unterwegs mit Dingen aus unserem haus und Danis Büro, die teilweise uns gegenüber als nicht mehr vorhanden gemeldet wurden etc.

Ein Schelm, wer Böses denkt!

Uns war es recht, denn mit jeden Stück, was ich wieder in den Händen hielt, bekam ich ein Stück meines Lebens zurück.

Und so hoffte ich, mit der Antwort des **************** auf unsere Beschwerde, noch ein Stückchen mehr Recht und ehrlicherweise auch Befriedigung zurückzubekommen.

Doch wir sollten noch bis Mitte Dezember warten müssen.
Hätte ich den Inhalt des Briefes vorher erahnen können - ich hätte ihn ungeöffnet weggeworfen.

Denn es war nur eine erneute Ohrfeige, wenn nicht sogar ein Faustschlag in unser Gesicht.

Es ist mehr als herb, wenn man lesen muss, dass alles nur unsere Schuld ist und es an uns lag, wenn etwas schiefgelaufen ist.
Natürlich bedauert man zu tiefst, wenn es uns jetzt nicht gut geht, aber schliesslich wurde das menschenmöglichste getan.

Nun ja, auf eine Art wurde viel menschenmögliches getan - um uns genau da zu treffen, wo es weh tut. Dem kann ich nicht widersprechen.

Wieder in die Institutionen des Staates und der ********** Vertrauen zu fassen, war es nicht wirklich förderlich.

Sehr zutreffend finde ich da das uralte Sprichwort "Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus"

Aus der Antwort auf unsere Beschwerde sind ein paar Dinge herauszulesen, die wohl aus den Stellungnahmen stammen. Daraus wurden dann die Vorwürfe zusammengebastelt, die uns nun zur Last gelegt werden.
Leider bekommen wir ja diese Stellungnahmen nicht zu lesen, geschweige denn hatten wir die Möglichkeit, nochmals dazu Stellung zu nehmen.

Dass besonders mich das wieder um einige Runden zurückgeworfen hat, muss ich nicht noch extra betonen.
Man begreift plötzlich diese immense Sinnlosigkeit, etwas "intern" klären zu wollen.
Da ist man das Licht zu klein, um gegen diese Mauer aus Lügen, Halbwahrheiten und verdrehten Tatsachen anzurennen.

Dieses Bewusstwerden dauert eine ganze Weile. Dazu hatte ich jetzt 2 Monate Zeit.
Ich betone jetzt "bewusst werden", das ist nicht gleichzusetzen mit hinnehmen, sich damit abfinden, es einfach zu schlucken und aufzugeben.

Eigentlioch wollte ich den Jahreswechsel dazu nutzen, ein paar Dinge im alten Jahr zu lassen und sie nicht mehr als seelische Belastung mit mir herumzuschleppen.
Aber das ist einfacher gesagt als getan.
Flashbackartig drängen sie sich immer wieder nach oben.
Funktioniert das vergessen nicht, dann muss man es irgendwie verarbeiten.
Nur über das Wie bin ich mir noch nicht ganz im Klaren.
Aber das wird die zeit bringen, bisher ist mir früher oder später immer etwas eingefallen.

more soon.............

Wir brauchen Eure Hilfe!!!


Wir suchen nämlich eine nette Flugbegleitung für unsere Cleopatra!


Unsere Prinzessin darf ab dem 12. August wieder nach Deutschland einreisen und nun suchen wir jemanden, der in der Zeit nach dem 12.08. von Accra nach Deutschland fliegt und uns das Kätzchen mitbringen kann.

Sie kommt in ihrer Transportbox als zusätzliches Handgepäck mit in die Kabine und wird während des Fluges unter dem Sitz verstaut.
Alle anfallenden Kosten übernehmen selbstverständlich wir.
Bevorzugter Flughafen für uns ist Frankfurt, dort holen wir Cleopatra natürlich direkt ab und kümmern uns auch um den ganzen Papierkram.

Probleme dürfte sie während des Fluges keine machen, sie ist "flugerprobt", bis auf einen Absturz hat sie bisher fast alles mitgemacht ;-)

Also, wer das hier liest und selbst fliegt, oder jemanden kennt, der fliegt, oder jemanden kennt der jemanden kennt der fliegt usw. :

Bitte bei uns melden!

sylvia.langer@gmail.com

ach nee.........

Sonntag, 22.03. - Last Day

Für diesen Tag stand nun alles an, was wir vor uns hergeschoben hatten, damit es keiner vom Personal mitbekommt. Bless und Akos haben Sonntags eh frei, George hatten wir gestern abend schon für heute frei gegeben. Natürlich konnten wir uns nicht von denen verabschieden - wie hätten wir es denn erklären sollen, dass sie es verstehen?

Julian und Philipp erfuhren am Vormittag, dass wir heute abend nach Deutschland fliegen. Zum einen, weil ich dort zum Arzt muss und Papa auf Dienstreise, deshalb machen wir da gleich einen Fmailienurlaub draus. Was blöderes fiel uns da in der Situation einfach nicht ein.

Dani hat unsere Koffer hervorgeholt und wir haben angefangen mit packen.
Aber es war ein ganz anderes Packen, als wenn es in den Urlaub geht :-(
Es kommt alles in den Koffer was:

wichtig ist
alle Papiere, Bescheinigungen, Zeugnisse, Urkunden, Ausweise usw.
wertvoll ist wie Schmuck, Uhren, Laptops, externe Festplatte, kleinere elektronische Geräte, Software-CDs, PSX-Spiele usw.
und alles, was für den einzelnen emotional wichtig ist oder wertvoll scheint.

So hat Chris all seine Baseballauszeichnungen und Urkunden aus den Rahmen genommen und eingesteckt.

Dann Klamotten, alles was langärmelig ist, irgendwie warm ist, was zu dieser Jahreszeit irgendwie tragbar in Deutschland ist.
Die Schultaschen der Kinder kamen leer, nur mit Federmäppchen in die Koffer.

Dani hatte schon unter der Woche unser Konto bei der Bank leergeräumt und nur einen Teil der Euros in Cedi getauscht (hatte er etwas geahnt?).
E shat genau gelangt, um für George, Bless und Akos das letzte Gehalt und die Abfindung fertigzumachen.
Auch für Adama, der ja nicht von und direkt, sondern von der Wachfirma bezahlt wird, gab es ein Dankeschön.

Nach meiner Erinnerung habe ich an diesem Vormittag erstaunlich rational agiert, aber warscheinlich habe nur ich selbst das so empfunden, denn ohne Dani wäre ich warscheinlich beim Packen völlig durchgedreht.
Mit jeden albernen Ding, was man einpackt, wirkt es ein Stück endgültiger.

Irgendwann gegen mittag bin ich auf der Hollywoodschaukel eingeschlafen, ich hatte nun seit 4 Tagen nicht zugelassen, dass die Wirkung der Pillen nachlässt.

Später hat mich Dani geweckt und meinte nur, wenn ich doch noch ein letztes Mal in unseren Pool will, dann jetzt.
Ich habe mir nicht erst die Mühe gemacht, mich umzuziehen, ich bin einfach so in Klamotten reingesprungen, habe mich auf die Luft gelegt und habe mich eine halbe Stunde einfach nur in der Sonne treiben lassen. Dani hat mich gewarnt, ich soll aufpassen, dass ich mich nicht noch verbrenne und dann einen schmerzhaften Flug habe. Das war mir scheissegal!
Kann ein Sonnenbrand mehr weh tun, als das was ich in meinem Herzen empfunden habe?

Wir sind dann rein, haben noch geduscht und uns angezogen.
Und bei allem, was ich getan habe, war immer der Gedanke, das tut man nun zum letzten Mal.


Alles war fertig gepackt, jeder angezogen.
Und dann kam wohl das schwerste, was mich auch noch bis heute zu jeder Tageszeit verfolgt - der Abschied von April, Brutus, Cäsar und Cleo.

Es blieb nicht viel Zeit, Hunde und Katze noch einmal ganz fest umarmt, Cäsar ein letztes Mal den Kopf gekrault, viel mehr konnte ich nicht ohne dabei Rotz und Wasser zu heulen und so vielleicht die Kinder stutzig zu machen, denn die dachten ja, wir sind in 2 Wochen wieder zurück.

Ich sollte, musste, wollte mir wegen den beiden nicht anmerken lassen, wie schwer es mir fällt.
Wie ich die Fahrt zum Airport übertstanden habe, weiss ich nicht.
Es war nur Augen zu und durch.
Bevor ich alles zum letzten Mal sehe, will ich lieber gar nicht sehen.

Beim Einchecken hatten wir ehrlich gesagt schon etwas Bammel, ob alles glatt geht.
Wir waren uns ja nicht ganz sicher, ob man als Angeklagte so einfach Ghana verlassen darf. Ohne Pillen hätte ich mir sicher am Schalter in die Hosen gemacht, aber ich habe mir einfach Mühe gegeben, ganz normal zu wirken.
Zum Glück gab es keine Probleme und wir begaben uns in den Wartebereich, dort wo die Zeit immer endlos scheint, bis man in den Flieger darf.
Die Wartezeit hat mir Dani mit einem alkoholischen Mixgetränk aus dem Duty Free Shop erleichtert und verkürzt. Es war besser, dass ich meinen Schmerz in der Öffentlichkeit betäubt habe. Schlimmer wäre es gewesen, ich hätte ihn ausgelebt.

Als wir dann endlich im Flieger sassen, die Türen zugingen, fiel uns endgültig ein Stein vom Herzen, denn nun befanden wir uns auf deutschem Hoheitsgebiet und keine Ghanaer haben mehr Zugriff auf mich.

Mit schlafen auf dem Nachtflug hatte ich noch nie wirklich ein Problem, in dieser Nacht war es noch leichter für mich, erst kurz vor FFM wieder aufzuwachen.


So habe ich Cleo zuletzt vor 4 Monaten gesehen


Und so meine April


Mein Cäsar, wo ich nun weiss, dass ich ihn nie wieder sehe - Danke Ghana :-(


MEIN Brutus


Seit ich Euch an dem Tag das letzte mal gesehen habe, gab es für mich keinen Tag, an dem ich nicht an jeden einzelnen von Euch gedacht habe.
In vielen Nächten träume ich von euch und wache mit feuchten Augen auf, weil ihr mir so sehr fehlt.
Ich werde erst wieder ruhig schlafen, wenn ihr wieder bei uns seid, bis dahin denke ich weiter an Euch jeden Tag.
Alles, was möglich ist, haben wir getan und werden wir noch tun, um Euch so schnell wie möglich zu uns zu holen.
Jeden Tag, den es unnötig länger dauert, haben nicht wir verschuldet.

Samstag, 21.03.

^ ^
So, da nun langsam Beschwerden eingehen, dass ich so zögerlich schreibe, gerade wo es interessant wird, versuche ich mal nun, unseren vorletzten Tag in Ghana zu schildern.

Wann immer ich darüber nachdenke, was wir da so alles gemacht haben, stelle ich fest, dass ich mich entweder kaum noch an manches erinnern kann oder aber es ist mir so bewusst, als wäre es erst gestern passiert.

Deshalb merke ich gleich mal an, dass vielleicht das eine oder andere hier fehlen wird.
Aber das, was ich hier schreibe, entspricht der Wahrheit, denn unter Beruhigungsmitteln zu stehen, bedeutet nicht, an Amnäsie zu leiden.

Das betone ich aus einem ganz bestimmten Grund, wem das jetzt zu rätselhaft erscheint, dem wird sich der Sinn später erschliessen.


Ob wir Samstag morgen ausgeschlafen haben oder nicht, ob ich in der Nacht überhaupt geschlafen habe - ich weiss es nicht mehr. aber wahrscheinlich nicht.
Na jedenfalls war für den Vormittag ein Treffen der ganzen xxxxxxxxxxxxxx bei einem der Kollegen verabredet war, um gemeinsam zu besprechen, wie es nach unserer Abreise weitergeht.
Denn es stand fest, dass wir lediglich mit normalem Fluggepäck abreisen werden und da geht ja kaum unser ganzes Hab und Gut rein.
Ausserdem gab es ja noch unsere 6 Haustiere, die aufgrund gesetzlicher Bestimmungen auch nicht sofort mit uns mitkommen konnten.

Wie schon am Tag zuvor habe ich eigentlich alles nur wie durch einen Nebelschleier wahrgenommen, was aber nicht bedeutet, dass ich nicht mehr klar denken konnte.
Jeder hatte sich in den letzten Stunden Gedanken gemacht, an was alles zu denken ist, was geklärt werden muss.
Punkt für Punkt gingen wir die Liste der zu erledigenden Dinge durch, Aufgaben wurden verteilt und wer sich um welche Dinge kümmern sollte.
Rechnungen, Personal, Haus, Umzug, Auto, Schule und was nicht noch alles.
Und natürlich die Zukunft unserer vierbeinigen und gefiederten Mitbewohner.
April hatte ich ja schon am Vortag an eine Freundin zur Pflege vermitteln können.
Für Cleo erklärte sich auch gleich ein Kollege bereit, sie aufzunehmen, ein anderer wollte Cäsar zu sich nehmen.
Unsere beiden grünen Kappapageien wollten wir eigentlich in die Freiheit entlassen (das wollten wir ja schon immer mal machen), aber Cleo´s Pflegefamilie hat uns das ausgeredet, sie wollten die beiden lieber in ihrem Garten haben. Okay, warum nicht?
Und um unseren Brutus sollten wir uns auch keine Sorgen machen müssen, den wollte der xxxx und seine Frau zu sich nehmen. Aber gerade wegen Brutus habe ich mir die meisten Sorgen gemacht, denn er war schon immer ein bischen kompliziert und ich hatte so meine Bedenken, wie er einen "Umzug" verkraften würde. Vorallem wie er mit der Trennung von April klarkommt. Denn wann immer Dani mal mit April alleine abends spazieren war, verfiel Brutus in tiefe Trauer und hat ein heulkonzert veranstaltet, das im ganzen Viertel zu hören war. Er liess sich dann auch kaum trösten und ablenken, erst wenn seine April wieder da war, gab er Ruhe.
Wir kannten ihn ja nun schon seit 2 1/2 Jahren, wussten gut mit ihm umzugehen, gerade wenn er mal wieder seine agressive Phase hatte, wie das bei fremden Menschen in fremder Umgebung sein würde, konnte ich halt nicht so wirklich abschätzen.
Also alles in allem hatte ich bei ihm kein so ganz gutes Gefühl, eben ein paar Zweifel, dass alles gutgehen würde.
Das habe ich dann auch in der Runde so erklärt, welche Probleme mit Brutus halt auftreten könnten. Man darf dem Brutus da aber wegen seinem Verhalten ja auch keinen Vorwurf machen, immerhin hat dieser Zwerg in seinem Leben schon eine Menge schlimmes erlebt und in meinen Augen für ein Hundeleben genug gelitten.
Deshalb habe ich ganz ehrlich gebeten, sollte es zu größeren Problemen mit ihm kommen, dann möchte ich nicht, dass er womöglich noch zum probieren in andere Familien gesteckt wird, auf eine Odyssee geschickt wird. Bevor er von Pflegestelle zu Pflegestelle geschoben wird, weil er sich mit anderen Haustieren nicht verträgt, war ich der Meinung, es wäre für ihn besser, eingeschläfert zu werden.
Manch einem mag das jetzt vielleicht kaltherzig erscheinen, aber ist es nicht kaltherziger, die sensible Seele dieses Hundes zu kennen und ihn leiden zu lassen?

Nochmals: es ist auf keinen Fall so, dass ich ihn einfach so einschläfern lassen wollte! Das war nur meine Bitte, ihm Leiden zu ersparen für den Fall, er kann die Trennung und den Umzug absolut nicht verkraften!

Warum ich jetzt so ausführlich darüber schreibe, erklärt sich in noch folgenden Postings.

Irgendwann war dann soweit alles geklärt, sofern man so etwas überhaupt klären kann.

Soweit ich mich noch erinnern kann, sind wir danach noch in den Maxmart gefahren, ich hatte mir in den Kopf gesetzt, letztmalig billig Zigaretten zu holen und zwar die maximale Menge, die wir nach D einführen können.

Für den Nachmittag hatten sich ja Bettina und Gretchen mit Familie angekündigt.
Zum einen hatte ich für die beiden ein paar zu erledigende Aufgaben, aber wichtiger war mir, mit denen noch einmal zusammenzusitzen und mich zu verabschieden.
Zuerst kam Bettina, die Kinder haben sich alle ins Haus verzogen und haben dort gespielt. Überhaupt waren die Kkinder schon in den Tagen zuvor unheimlich brav, aber die haben sicher auch gemerkt, dass irgendetwas nicht stimmt.
Julian und Philipp haben wir nichts gesagt, nur mit Chris hatten wir geredet. Viel hat er nicht dazu gesagt, aber die Tränen in seinen Augen und wie schwer er geschluckt hat, hat viel mehr ausgesagt. Für mich wieder ein Moment, wo sich innerlich alles verkrampft hat, ich wütend und traurig und verzweifelt war.

Und so saßen wir nun zum letzten Mal mit Bettina und Christian auf unserer Terasse und haben so einige Dinge nochmals Revue passieren lassen.
Ich hatte Bettina gebeten, Wäschekörbe mitzubringen, damit sind wir dann durchs Haus und ich habe ihr die Körbe vollgepackt mit einem teil unseren Vorräte. Shampoo, Duschgel. verschiedene Haushaltschemie, Konserven und andere Lebensmittel. Denn was sollen wir noch damit? Wieder im Container nach Deutschland bringen lassen wäre bischen unsinnig.

Auch meine ganzen gesammelten Pesewamünzen habe ich ihr gegeben. In der Stadt herrscht eigentlich immer ein Mangel an Münzen und so hatte ich immer einen guten Vorrat davon, den konnte nun Bettina aufbrauchen.
Bei einem Glas Sekt (ich weiss, Alkohol und Tabletten zusammen kommt nicht gut, aber was konnte denn noch schlimmer werden?) haben wir noch Aufträge verteilt, von Christoph sollte Bettina einen Brief an seine Klasse abgeben, Philipp´s Freundebuch sollte zum Ausfüllen in die Schule und ähnliches.
Und dann kam Gretchen mit Mike und den beiden Jungs.
Wir haben dann nicht mehr viel geredet, ich sass mit Gretchen auf der Hollywoodschaukel und sie hat mich die ganze zeit im Arm gehalten. Ich habe ab da wohl nur noch geweint, es tat einfach nur noch weh.
Wenn man mit so lieben Menschen zusammen ist, wird einem bewusst, wieviel man verliert.

Auch für Gretchen hatte ich ein paar Dinge zusammengepackt, die sie mitnehmen sollte.
April wollten sie nach unserer Abreise holen, genau wie den Zwinger und unser ganzes Poolspielzeug wie die aufblasbaren Tiere usw. Das sollte gleich für Jack zum Geburtstag sein.
Nachdem sie mir das versprochen hatte, sind alle langsam aufgebrochen, es war irgendwie alles gesagt, obwohl man noch so viel zu sagen hätte......
Von Gretchen habe ich noch ein kleines Tütchen bekommen, ich sollte es erst öffnen, wenn sie weg sind.

Als das Tor dann zum allerletzten Mal hinter unseren Freunden zuging, saß ich immer noch oder schon wieder weinend auf der Terrasse.
Der Gedanke, dass uns nun nur noch etwa 24 Stunden in Ghana bleiben, tat weh, aber wenn man ahnt, was diese wenigen Stunden bringen werden, dann wünscht man sich, dass sie ganz schnell vorbeigehen.

Viel mehr ist mir dann von diesem Abend nicht mehr bewusst, ich weiss nur, dass ich mir immer wieder Gretchens Abschiedsbrief an mich durchgelesen habe.
Auch ich wünschte, wir hätten noch mehr Zeit miteinander verbringen können...........

An diesem letzten Abend ging ich mit der Gewissheit ins Bett, dass nicht nur wir etwas verloren hatten............

Sorry for delaying

Aus irgendwelchen, mir selbst nicht genauer bekannten Gründen, muss ich mit dem Schreiben hier erstmal pausieren.

Mein Vormund, ähm........ ich meine mein Mann hat mir berichtet, er habe indirekt über Dritte erfahren, es gäbe Bedenken, ob es gut wäre, was ich hier schreibe.

Deshalb habe ich vorerst alle "bedenklichen" Posts offline gesetzt - vorerst.

Damit sind jetzt hoffentlich erregte Gemüter erstmal beruhigt und könn MIR  jetzt eine Erklärung und Begründung für diese Bedenken nachliefern.

Dazu mal eine kleine Hilfestellung:

per Em@il   sylvia.langer@gmail.com

per Skype    darmrolle

per Handy   004915202113726

Wer den persönlichen Kontakt mit mir scheut, der kann es auch anonym machen.
Dazu einfach oben im Blog den Button "Diesen Blog melden" klicken und dann begründen, warum ich nicht über wahre Begebenheiten berichten soll.

So einfach ist das.............

.........genauso einfach, wie einen neuen Blog anzufangen ;-)

Für alle, denen es egal ist, ob die Langers nun in Ghana oder Deutschland leben, gibt es hier kleine Geschichten aus unserem Leben.




Freitag, 20.03.

Da ich ja nun so richtig eine Angeklagte vor Gericht war und diese Bürgschaft an der Backe hatte, kam die Frage auf, ob ich überhaupt so einfach aus Ghana ausreisen darf.
Deshalb hat mich Dani gleich am Freitag morgen zum Botschaftsarzt geschickt, damit der mir eine Bescheinigung ausstellt, dass ich aus gesundheitlichen Gründen jetzt erstmal nach Deutschland müsse.
Danach haben wir uns alle in der Botschaft getroffen.
Zu der Zeit damals habe ich das komplette Ausmass ehrlich gesagt nicht so ganz umrissen, ich kam mir manchmal nur wie ein unbeteiligter Zuschauer vor, mir war nicht richtig bewusst, dass es dabei immer um mich/uns ging.
Der Botschafter wurde über die gestrige Verhandlung informiert und Dani hatte dann nur eine ihm wichtige Frage dazu.
Kann die Sicherheit für mich noch garantiert werden, dass ich nicht ins Gefängnis muss?
Diese Sicherheit konnte man uns nicht geben und damit war eigentlich die Entscheidung gefallen.

Gesagt habe ich wohl bei dem Treffen nicht viel, statt Worten bei mir kamen meist nur Tränen.
So haben dann die anderen alles in die Hand genommen und haben Dani´s Wusch entsprochen:
Sofortiger Abbruch in Ghana und heim nach Deutschland.
Da keiner sagen konnte, wie die rechtliche Lage ist, was die Ausreise angeht, wurde beschlossen, dass niemand in unser Vorhaben eingeweiht wird.
Auf gut Deutsch - wir hauen heimlich ab, keiner erfährt es vorher.

Allen war klar, dass ich jetzt so schnell wie möglich zurück will, wenn es geht noch heute oder dann am Wochenende.

Wie schon mehrmals gesagt, in diesem Moment war mir nicht bewusst, was das alles bedeuten wird, was nun in den nächsten Stunden und Tagen passiert.
Das einzige, was ich noch an Halt hatte, waren Dani, der sich kümmerte und die Packung Pillen in meiner Handtasche.

Aber es gab erstmals wieder einen Plan, und wenn es mal nur für die nächsten 3 Tage war.

Nach der Unterredung sind wir aus dem Büro des Botschafters und draussen auf dem Flur lief mir noch jemand über den Weg, der über unsere Probleme im Bilde war und ich habe nur weinend gesagt "Wir gehen"
Wir haben uns umarmt und da hatte ich zum ersten Mal das Gefühl von Endgültigkeit, da bekam ich einen Schimmer von einer Ahnung, was mir in den nächsten Stunden noch bevorstehen würde.

Direkt von der Botschaft sind wir in die Schule gefahren, denn es war an der Zeit, die Kinder abzuholen. Für mich zum letzten Mal.............

Dani hat mich mit einer Cola im Hüsli abgesetzt und mir noch das Versprechen abgenommen, mich ganz dolle zusammenzureissen und nichts zu sagen. Einfach so zu tun, als wäre alles wie immer.
Er wusste schon, was er da verlangte, ich habe ihn auch dafür gehasst, aber es ging halt nicht anders.
Dann ging er nebenan zur Lufthansa und wollte meinen Sommerflug umbuchen auf den nächstmöglichen Termin.
Mir schien die Zeit endlos, ich habe nur gehofft, es spricht mich niemand an.
Vielen war natürlich schon seit geraumer Zeit aufgefallen, dass ich nicht mehr ich selbst war, einige waren teilweise informiert, was vorgefallen war, deshalb fiel es nicht so sehr auf, dass ich total verweint aussah. Und wenn mich jemand fragte, was los sei, dann genügte auch die Antwort, dass mal wieder alles sch***** läuft.
Dann kam Bettina ins Hüsli, setzte sich zu mir. Sie fragte gar nicht erst, vielleicht hat sie etwas geahnt, wir haben auch nicht viel geredet, uns nur angesehen. Dann kam noch der, von dem ich mich kurz vorher schon in der Botschaft verabschiedet hatte, wir haben uns nur Blicke zugeworfen, geredet hat dann keiner mehr am Tisch.
Bettina meinte nur später mal zu mir, zu diesem Zeitpunkt wusste sie, dass es nicht gut ausgegangen ist und konnte es nur schwer ertragen.
Sie wollte dann auch so schnell wie möglich nach hause, ich habe sie nur noch gebeten, am nächsten Tag nochmal bei uns vorbeizukommen. Auch wenn wir versprochen hatten, niemandem davon zu erzählen, ich konnte nicht gehen und mich wenigstens von meiner besten Freundin zu verabschieden.
Und dann kam Dani wieder von Lufthansa und ich fragte nur flüsternd: "Wann?"
Dani meinte: "Sonntag"
Damit blieben mir noch genau 54 Stunden in Ghana.
Darüber nachdenken konnte ich nicht mehr, dann kamen die Kinder und ich wollte nur noch da raus.
Ohne jemanden eines Blickes zu würdigen, bin ich raus zum Auto.
Nur der Hortnerin habe ich noch die Hand gegeben und etwas länger festgehalten als üblich - sie hatte feuchte Augen.......

Auf dem Heimweg habe ich erst mal meinen Tränen freien Lauf gelassen und Dani gefragt, wann er denn mit den Kindern nachkommen will.
Er meinte nur, wir fliegen alle zusammen, er will auch keine Tag länger bleiben.
Ich sah vor meinem inneren Auge, wie sich die Kinder wenige Minuten zuvor lachend freudig von ihrem Kumpels verabschiedet hatten, sich auf die nächste Woche freuten, wenn sie alle wiedersehen und es verkrampfte sich alles in mir bei dem Gedanken, dass sie wohl keinen so schnell, wenn überhaupt, wiedersehen.

Mein Nachmittag bestand aus Weinen und Schlafen.
Am liebsten hätte ich aber nur laut geschrieen, meine ganze Verzweiflung, Wut und Trauer laut in die Welt geschrieen.
In klaren Momenten kamen dann Fragen auf, was mit all unserem Zeug hier passiert, was wir zurücklassen müssen.
Ich hatte nicht die Kraft und Konzentration, bei der Organisation wirklich hilfreich zu sein.
Meine Traurigkeit war einfach zu groß, hinzu kam der Abschiedsschmerz.
Uns gingen 1000 Dinge durch den Kopf, was noch zu tun wäre. Aber weil keiner davon wissen sollte, auch die Kinder nicht, schoben wir alles auf, wollten dann am Sonntag alles tun, weil da auch vom Personal keiner da wäre.
So hatten wir widersprüchlicherweise viel Zeit zum Rumsitzen.
Aber in so einer Situation ist rumsitzen tödlich, deshalb hatte ich die wahnwitzige Idee, am Abend ins Surfer´s Inn zum Essen zu fahren.
Dani schaute mich wirklich komisch an, ob ich jetzt kurz vorm Durchdrehen wäre.
Aber in meinem Kopf herrschte überraschenderweise völlige Klarheit und ich wollte es einfach. Wir bekommen Ablenkung, ich sehe nochmal Menschen, die ich gern mag und kann ganz heimlich für mich meinen Abschied vom Surfer´s haben.
Von einem Ort, wo wir so unzählige Male essen waren, uns klasse unterhalten hatten und Leute getroffen haben.

Meine Pillen hatte ich eh durchweg genommen, damit meine nach aussenhin *Mir-ist-alles-egal-Stimmung* bloss nicht unterbrochen wird und damit kann ich locker einen Abend so tun, als wäre nichts.
Von dort aus habe ich dann noch Gretchen angerufen und sie gefragt, ob sie vielleicht April bei sich aufnehmen wollen, habe ihr erzählt, dass wir in Tagen für immer gehen.
Ausserdem wollte ich auch sie nochmal sehen und mich verabschieden.
Sie versprach mir, mit ihrer Familie Samstag bei uns vorbeikommt.
Nach einem wie immer sehr guten Essen war es aber dann Zeit, zu gehen und wieder war es so ein Moment, wo man sein Herz richtig schreien hören kann, wenn man zum letzten Mal das Lokal verlässt und sich bis "Demnächst" verabschiedet.

Beim Schreiben jetzt merke ich, dass ich doch einige Dinge wirklich schon vergessen habe, anderes ist noch so allgegenwärtig, dass es beim Schreiben sehr weh tut, sich daran erneut zu erinnern, die Augen werden heute noch feucht, wenn ich manches vor mir sehe.
Warscheinlich werden diese Gefühle nie in Vergessenheit geraten, sie waren wohl zu intensiv und haben sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt.

Eigentlich wollte ich jetzt noch ein wenig weiterschreiben, aber ich möchte lieber erstmal wieder aufhören, mich zu erinnern.
Ich werde das Geschriebene auch nicht nochmals durchlesen und Fehler rausmachen, also wer welche findet und drüber meckern will, der sollte sich darüber im Klaren sein, dass mich retrovaginale Gefühlslegasthiniker peripher tangieren!


Donnerstag, 19.03.

Ich habe jetzt eine ganze Weile darüber nachgedacht, was ich denn in der Zeit vom 14.3. bis 18.3. gemacht habe.
Aber ehrlich gesagt - ich weiss es nicht mehr.
Mir ist, als hätte es diese Tage nicht gegeben.
Sicherlich habe ich da die Kinder morgens in die Schule gefahren, sie wieder abgeholt, war bestimmt auch mal einkaufen, aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern.
Warscheinlich habe ich einfach so in den Tag hineingelebt, gewartet, bis Abend ist, versucht, etwas Schlaf zu finden.
So sehr, wie ich vor dieser Verhandlung Angst hatte, so wenig konnte ich es aber auch kaum erwarten, dass Donnerstag ist und sich spätestens dann alles als böser Scherz herausstellt.
Ja, so blöd war ich damals noch, an sowas zu glauben.

Eine genaue Zeit, wann die Verhandlung stattfindet, hatten wir ja leider nicht, aber unser Anwalt meinte, wir sollen gleich beizeiten da sein, er will versuchen, dass mein Fall gleich mit zu Anfang verhandelt wird.
Zu Viert (Daniel, ich, der Anwalt und die Prozessbeobachterin) haben wir uns dann auf die Suche nach der Baracke gemacht. Ja, richtig gelesen - Baracke.
Ich mag mich jetzt nicht genauer darüber auslassen, wie es da drinnen aussah, ich bin froh, dass meine Angst damals größer war als mein Ekel.
Wir haben uns also erstmal mitten in die ganzen Leute reingequetscht, es war heiss, es war stickig, der Sauerstoffgehalt drinnen tendierte gen Null.
Ganz vorn an seinem Pult sass "My Lord" und begann, "Recht" zu sprechen.
Ein Fall nach dem anderen wurde aufgerufen. Wann immer er gerade einen Fall beendet hatte, stieg es heiss und kalt in mir auf, mein Herz rutschte nach unten und ich war hin- und hergerissen, ob ich nun wirklich als nächstes meinen Namen hören wollte, der aufgerufen wird.
So ging das für mich ewig, doch ich wurde nicht aufgerufen.
Ich weiss nicht, wie ich diese Anspannung beschreiben soll, die ich bei der stundenlangen Warterei hatte. Es ist schwer, das zu erklären und eigentlich möchte ich mir jetzt beim Schreiben diese Gefühle auch nicht noch einmal bewusst machen, es war einfach eine riesige Qual.
Natürlich wurde zwischendrin dann mal Pause gemacht, ohne Info, wann es weitergeht.
Schön, dass "My Lord" sein Mittag bekommt.
Wir haben uns gerade mal getraut, schnell raus zum Auto zu gehen und uns eine warme Cola zu holen. Viel länger mag man nicht wegbleiben, aus Angst, man kommt zu spät zurück.

Irgendwann dann hörte ich doch meinen Namen und ich ging zu diesem Zeugenstand. Das war so ein rundherum geschlossener Holzkasten, etwa hüfthoch, so knapp 1x1 m groß. Ich stellte mich brav da rein und zeitgleich mit mir wurde auch Christine aufgerufen und quetschte sich auch noch mit rein.
Da stand ich nun schräg hinter dieser Frau, so nah, wie ich sonst eigentlich nur sehr wenigen Menschen sein möchte - diese Frau gehörte definitiv nicht dazu. Mir zitterten schon wieder die Hände, meine Beine fühlten sich an wie Pudding.
Ich sah nur zu Dani und deutete ihm mit einem Kopfschütteln, dass ich das vielleicht nicht sehr lange ertragen kann. Er flehte mich mit seinem Blick an, bitte durchzuhalten.
Was genau dann alles vom Richter gesagt wurde, weiss ich ehrlich gesagt nicht mehr. Ich habe auch nicht wirklich hingehört, ich hätte es wohl eh nicht verstanden. Das lief alles wie ein schlechter Film vor mir ab.
An einzelne Dinge kann ich mich aber erinnern, so dass man es z.B. nicht für notwendig hielt, dass ich einen Dolmetscher brauche, da ich betonte, mein Englisch sei nicht gut genug, um das hier alles zu verstehen.
Die Staatsanwältin hat dann ihre Anklage verlesen, von dem, was da am 23.12. passierte, war rein gar nichts mehr übrig. Nun war ich Täter und Christine Opfer. Von meinen Verletzungen war keine Rede mehr. Wobei es nun irgendwie komisch scheint, dass Christine gemeinsam mit mir, der Täterin, im Zeugenstand stehen musste.
Absolut verkehrte Welt, das Ganze.

Wie mein Anwalt vorher geraten hatte, bekannte ich mich natürlich "nicht schuldig".
Ja was auch sonst.
Dann versuchte mein Anwalt, unsere Version der Geschichte vorzulesen, aber er wurde immer wieder unterbrochen und ausserdem fanden die im Gericht Anwesenden das alles sehr lustig. Sie lachten mich aus! Und das habe ich mir nicht nur eingebildet.
Der Richter sagte zwischendrin immer wieder etwas, ich habe es nicht verstanden, aber scheinbar kannte er einige Dinge wie z.B. meinen medizinischen Bericht gar nicht.

Das schien aber für ihn auch nicht wirklich von Interesse, denn er fragte dann die Staatsanwältin, wo bei diesem Fall eigentlich das öffentliche Interesse wäre.
Das alles war in einem privaten Haushalt passiert und somit kein Fall für die Staatsanwaltschaft.

In diesem Moment fühlte ich so etwas wie Erleichterung, hatte Hoffnung, dass diese windige Anklage einfach abgewiesen wird.
Dieses Gefühl hielt an, bis der Richter zur Staatsanwältin folgendes sagte:

"So, jetzt schreiben Sie mal die Anklage um, so dass dann öffentliches Interesse besteht und dann sehen wir uns alle am 9. April wieder"

Ich kann heute nicht mehr sagen, wann mir die Bedeutung des gerade Gesagten so richtig bewusst wurde, ich wusste nur, es bedeutet nicht Gutes, aber für heute war die Tortur erst mal vorbei. Ich wollte jetzt nur noch so schnell wie möglich raus aus diesem Zeugenstand, aus dieser Baracke.
So halb bekam ich noch mit, dass der Richter so eine Art Kaution verhangen hat, um sicherzustellen, dass ich am 9.4. auch wirklich wieder zu Gericht komme.
Christine hatte es nicht so eilig wie ich, so habe ich mich an ihr vorbeigequetscht und bin zur Tür raus und habe mich erst mal draussen unten auf den Boden gehockt. Meine Knie waren weich, ich hätte keine Minute länger stehen können.
In meinem Kopf drehte sich alles, ich hatte nun auch an dem Tag bei der Hitze nicht genug getrunken, der Kreislauf war wohl bissel am Boden. So habe ich gar nicht mitbekommen, dass mir ein Polizist mit Waffe hinterher ist, denn ich hatte nicht das Recht, das Gebäude einfach zu verlassen, denn schliesslich war die Bürgschaft für die Kaution noch nicht unterschrieben.
Dani versuchte, alle zu beruhigen und zu erklären, dass ich nur an die frische Luft wollte.
Aber irgendwie hegten die wohl den Verdacht, ich wolle abhauen.
Draussen erklärte uns dann unser Anwalt erstmal, wie es nun weitergeht.
Ich bräuchte nun jemanden, der dafür bürgt, dass ich am 9.4. bei Gericht erscheine, wenn nicht, dann muss dieser Bürge 2000 GHC zahlen. Natürlich hat Dani sich dazu bereiterklärt.
Dann meinte unser Anwalt, wenn das erledigt wäre, dann würde einer der Polizisten mit zu uns nach Hause fahren, um zu sehen, wo wir wohnen.
Dann meinte der Anwalt noch folgendes:
"Wenn ihr mit dem Polizisten bei Euch seid, schaut der sich im Grundstück um, er wird nicht ins Haus gehen. Dann gebt ihr ihm einfach ein bischen Geld."
Mir erschliesst sich bis heute nicht der Sinn, warum man dem Polizisten Geld geben sollte.
Selbst wenn wir hätten bestechen wollen, dann aber doch nicht den Polizisten, der eh nichts zu entscheiden hat, oder?
Dann sind wir alle zu dem Office gegangen, in dem die Bürgschaften erstellt werden.
Da es nun schon Nachmittag war, war leider der zuständige Officer nicht mehr da.
Es wusste aber auch keiner dort, wo er hingegangen ist, ob er heute überhaupt noch mal wiederkommt.
Beiläufig erwähnte unser Anwalt, dass man die Bürgschaft auch morgen unterschreiben könne. Allerdings muss ich bis dahin ins Gefängnis.
Wie bitte???
Ich dachte wirklich, ich habe mich verhört.
Hätte ich zu diesem Zeitpunkt nicht ordentlich unter dem Einfluss von Beruhigungsmedikamenten gestanden, weiss ich nicht, ob ich das dann so relativ gefasst aufgenommen hätte.
Und das war dann bei mir wohl auch der Zeitpunkt, an dem ich mein Hirn abgeschalten habe und einfach nichts mehr an mich herangelassen habe.
Wie hinter einem Nebelschleier bekam ich die Diskussionen, vorallem von Dani, mit, was man tun könne, um noch heute, jetzt und hier diese verdammte Bürgschaft zu unterschreiben.

Das war die einzigste Möglichkeit, dass ich nicht eingesperrt werde, denn laut Auskunft der Prozessbeobachterin der Botschaft, gibt es keinerlei handhabe, mich aus den Gefängnis rauszuholen.

Ich weiss nicht, wie lange die Warterei dann noch gedauert hat, irgendwann hiess es, wir können die Bürgschaft unterschreiben.

In einem winzigen Büro, das voll von Menschen war, gab Dani Personalien an, es ging alles sehr schnell, er hatte nicht mal die Zeit, sich durchzulesen, was er da unterschrieb. Er wollte nur so schnell wie möglich den Stempel darunter haben, bevor es sich noch jemand anders überlegt.

Dann sind wir nur noch raus , ins Auto und weg von dort.

Keine Ahnung, ob ich noch mit in der Schule war, um die Kinder abzuholen oder nicht.
Bewusst kann ich mich dann erst wieder erinnern, dass ich auf unserer Terrasse sass, erstmal eine kalte Cola getrunken habe, in Ruhe eine Zigarette geraucht habe und dann weinend zusammengebrochen bin.
Statt Taschentuch habe ich mir dazu gleich ein Handtuch genommen.

Ich wusste absolut nicht, wie es nun weitergehen sollte, ich fand alles zu unglaublich, als dass man das irgendwie planen könnte.
Ich wusste nur, dass ich jetzt dringend Ruhe und Abstand brauche.
Deshalb habe ich Dani darum gebeten, den nächsten möglichen Flug für mich zu buchen, ich wollte gern für 2 Wochen nach Deutschland zu meinen Eltern, zu einer Freundin.

Ich hoffte, durch diese Auszeit bissel Kraft zu tanken, die Gedanken etwas zu ordnen und zur Ruhe zu kommen.

Ich wollte bis 9.4. sicher wiederkommen, wollte mich der nächsten Verhandlung stellen, es konnte einfach nicht sein, dass sich nicht aufklärt und gerecht ausgeht.

Dani rief noch seinen Chef an, er kam auch sofort zu uns, erfuhr da die neueste Entwicklung und organisierte gleich für den nächsten Morgen ein erneutes Treffen beim Botschafter, damit man gemeinsam beraten kann, wie es weitergeht.

Dank der Beruhigungsmittel konnte ich nach einer ausgiebigen Dusche und mit der Vorstellung, in den nächsten Tagen nach Deutschland zu fliegen, einschlafen und traumlos durchschlafen.

Freitag, 13.03.

Nun ja, für diesen Freitag, den 13. gibt es ja schon einen Blogpost, doch nun mag ich einfach noch ein paar Gedanken zu diesem Tag mehr schreiben.

Wie schon erwähnt, hatte ich mich immer dagegen gewehrt, die Party abzusagen, egal wieviel Stress wir gerade hatten. Denn gerade die Kinder konnten am wenigstens dafür, nämlich gar nichts.

Und während ich am Vormittag wie eine Weltmeisterin Muffins gebacken hatte (natürlich viel zu wenig), war Dani nochmals bei unserem Anwalt gewesen. Wir hatten echt die Hoffnung, er hat ein paar Neuigkeiten für uns, ein paar mehr Informationen, denn so richtig wussten wir ja nicht, wie die Anklage gegen mich lautet.
Aber Pustekuchen :-(
Er meinte, er würde vor Prozessbeginn keine Akteneinsicht bekommen, dass heisst, wir haben null Ahnung, was die gegen mich eigentlich in der Hand haben, man kann sich in keinster Weise auf irgendetwas vorbereiten.

Großartig darüber konnten wir aber nicht nachdenken, denn dann war es an der Zeit, in die Schule zu fahren und alle Kinder zu uns zu bringen.

Daheim war alles vorbereitet, die 3 Mädels hatten schon den ganzen Tag einen super Job gemacht!

Ich hatte ja schon geschrieben, dass die Kinder sich super selbst beschäftigt hatten, so war für Dani und mich genug Gelegenheit, den ganzen Trubel von unserer kleinen Terrasse am Pool aus alles zu beobachten.
Wir hatten Blick auf den Pool und auch auf den Hof, wo einige Fussball spielten.

Aber so schön es auch war, die unangenehmen Gedanken drängten sich immer wieder mal in den Vordergrund.
Wenn ich da so die Kids fröhlich beim Toben sah, kam mir unbewusst ab und an der Gedanke auf, es könnte das letzte Mal gewesen sein.
Für mich bekam es etwas den Touch einer Abschiedsparty, , einer heimlichen Abschiedsparty.

Doch ich habe es immer wieder verdrängt.

So konnte ich es dann gegen Abend auch wirklich noch geniessen, mit einigen der Eltern zusammenzusitzen, ein Glas Sekt zu trinken und über belangloses Zeug zu reden, obwohl in meinem Kopf im Hintergrund doch immer dieser schlechte Film ablief.
Doch das lässt man sich nicht anmerken.

Jetzt, im Nachhinein, bin ich so froh darüber, dass ich es trotz allem durchgezogen habe und die Kinder ihre Party hatten.
Damit hatten sie wenigstens noch ein letztes, schönes Erlebnis mit all ihren Freunden, auch wenn es an diesem Tag noch keiner wusste.
Denn genau 7 Tage später fiel die Entscheidung, doch bis dahin galt es erst noch die Verhandlung zu überstehen........

Donnerstag, 12.03.

Wenn ich jetzt so reichlich 3 Monate später das Ganze beim Schreiben nochmals Revue passieren lasse, scheinen mir manche Tage reichlich unwirklich, irgendwie unglaublich, wie ich doch mehr oder weniger parallel Dinge erledigt habe, die von ihrem Sinn her Welten auseinanderliegen.

Aufgrund der Vorladung vor die Staatsanwaltschaft hatten wir ja nun um einen erneuten Termin beim Botschafter gebeten, denn da es nun definitiv vor Gericht ging, hatte das Ganze eine neue Dimension angenommen.
Leider (vielleicht auch Gott sei Dank) verblassen meine Erinnerungen an manche Tage etwas.

Und dieser Tag gehört dazu, ich weiss nicht genau warum.
Na jedenfalls waren wir in der Botschaft und nach Schilderung der neuesten Entwicklung bekamen wir für den Prozesstag eine Prozessbeobachterin der Botschaft zur Seite gestellt, die sich natürlich jetzt erst mal mit der ganzen Geschichte vertraut machen musste.
Gemeinsam vereinbarten wir einen Termin für den darauf folgenden Montag, zu dem auch unser Anwalt kommen sollte.

Doch auch das Alltagsleben stand nicht still, schliesslich sollte diese leidige Angelegenheit nicht unser ganzes Leben bestimmen und gerade für die Kinder wollten wir wenigstens ansatzweise so etwas wie Normalität an den Tag legen.

Und genau deshalb bin ich dann über Mittag noch zum Großeinkauf gefahren, denn trotz allem war für den nächsten Tag die Kinderparty bei uns geplant.
In den letzten Tagen hatte ich manches Mal darüber nachgedacht, diese Party einfach abzublasen. Doch Julian und Philipp hatten schon so lange darauf gewartet, das konnte ich ihnen einfach nicht antun.
Es ist schwer zu beschreiben, wie ich mich dabei gefühlt habe, Vorbereitungen für ein so freudiges Ereignis zu treffen und dabei über andere schlimme, unfassbare Dinge nachzudenken.
Irgendwie völlig verquere Welt.

Wenigstens war ich durch die Vorbereitungen doch genug abgelenkt, um mir nicht zu viele Gedanken darüber zu machen, wie es in einer Woche für uns aussehen wird.

Der Staatsanwalt klagt an!

Nach dem sehr unangenehmen gestrigen Dienstag folgte dann der Mittwoch.
Meine Stellungnahme war geschrieben, Dani und der Chef kümmerten sich, dass der Botschafter sie bekam.
Besonders gut geschlafen hatte ich letzte Nacht nicht, klar grübelt man.
Trotzdem habe ich es bei der Verabredung mit Bettina belassen und wir sind am Vormittag gemeinsam auf dem Makola bummeln gewesen.
Sie wusste eh über alles Bescheid, also brauchte ich mich nicht großartig zu verstellen, aber wir haben der Ablenkung halber nicht viel über dieses Thema gesprochen.
Mittags war ich dann wieder in der Schule und während ich im Hüsli sass und mit den Kindern noch gegessen habe, klingelte mein Handy und Dani rief an.
Er fragte, wo ich gerade wäre und klang beruhigt, als ich sagte, ich sitze noch in der Schule.
Er meinte nur, ich solle einfach dort sitzenbleiben und warten, bis er sich wieder bei mir meldet, ich solle jetzt auf keinen Fall nach Hause fahren.
Natürlich wollte ich wissen, was denn nun schon wieder los sei.
Dani sagte nur, daheim vor dem Tor stehen Polizisten, die zu mir wollen.

Wann hört das endlich auf???
Was wollen die denn noch???
Mir war nur nach Schreien zumute, ganz laut rausschreien, was ich von allem halte.
Aber stattdessen habe ich einfach das heulen angefangen, es war mir egal, wie viele Leute dort noch sassen und erst mal geschaut haben, was nun los ist mit mir.
Es war mir egal.
Ich hatte nur im Kopf, dass ich ja wohl jetzt nicht mal mehr daheim meine Ruhe habe - wo soll ich denn noch hin??
Ich weiss nicht, wie lange ich heulend dort gesessen habe und wer alles auf mich eingeredet hat und versucht hat mich zu beruhigen, denn ich war schon wieder am Zittern.
Ich habe nur irgendwann gemerkt, dass Dani neben mir sass und mich in den Arm genommen hat.
Er meinte, wir können jetzt heimfahren und er erklärt mir dann alles.

Zu Hause zeigte er mir dann das hier:




Ein angerissener Zettel, hinten beklebt, ohne Umschlag oder so - einfach ein Wisch.
Den wollten mir die Polizisten bringen, aber ich war ja nicht zu Hause, nur George war da.
Der hatte gleich Dani angerufen und ihm das erzählt, dass hier Polizisten auf mich warten und Dani meinte zu George, die sollen kurz warten und er kommt gleich heim.
Aber als Dani ankam, waren die Polizisten wieder weg, sie hatten George nur diesen Zettel in die Hand gedrückt, den solle er mir geben, wenn ich heimkomme.

So wirklich verstanden haben wir nicht, was das nun konkret bedeutet, es war nur eins klar - jetzt geht es vor Gericht.

Überhaupt hatten wir vom Denken die Nase voll, es war mittlerweile alles so viel und belastend, das war alleine nicht zu schaffen.
Wir brauchten jetzt wirklich Hilfe.
Als erstes haben wir Dani´s Chef angerufen, er kam auch gleich mit seiner Frau und wir haben ihm die neueste Entwicklung berichtet.
Er hat gleich den Botschafter informiert und für den nächsten Tag wurde vormittags ein Treffen mit allen arrangiert.
Danach sind Dani und ich zu einem Anwalt gefahren, haben ihm alles erklärt und ihn offiziell beauftragt, unseren Fall nun zu übernehmen.
Als erstes wollte er versuchen, Akteneinsicht zu bekommen und herauszufinden, wie, wo, was genau mir vorgeworfen wird.
Ausserdem sollte er mal prüfen, wie es mit Vernehmungsunfähigkeit aussieht, ob es eine Möglichkeit gibt, dass ich selbst gar nicht zu Gericht muss, sondern alles der Anwalt in meinem Namen machen kann.

Ausserdem war Dani später nochmals auf der Cantonment Police Station. Er wollte einfach nochmal bei dem einen Officer nachfragen wegen dem Messer. Denn die müssten es ja wissen, wenn ein Messer im Spiel gewesen wäre, hätte das ja jemand als Beweis von der Polizei haben müssen.
Dani: "Wissen Sie etwas von einem Messer, mit dem meine Frau am 23. 12. Christine attackiert hat?"
Officer: "Nein, ich weiss nicht von einem Messer."
Dani: "Könnten Sie mir das schriftlich bestätigen?"
Officer: "Nein, kann ich nicht."

Gut, damit war uns klar, dass wir ja wohl von dieser Seite keine Hilfe zu erwarten haben.

Egal, was wir an diesem Tag gemacht haben und versucht haben, nichts hatte auch nur irgendwie etwas beruhigendes hervorgebracht.
Ich hatte noch ein paar von den Beruhigungspillen, die mir der Doktor letztes Mal mitgegeben hatte und es war Zeit, wieder eine zu nehmen.
Mir schwirrten 1000 Dinge durch den Kopf, 1000 Fragen und keine einzige Antwort dazu.
Und ich hatte Angst.
Ich kann nicht genau sagen, vor was ich Angst hatte, sie war einfach da.
Und mit dieser Angst bin ich schlafen gegangen.
Und mit der Hoffnung, dass beim morgigen Gespräch in der Botschaft etwas herauskommt, was uns hoffen lässt, dass doch noch alles gut wird...........

nun wird es zum 2-Fronten-Krieg

Wer meint, dass das bisherige nicht steigerungswürdig ist, kann jetzt eines besseren belehrt werden.
Nach meinem Black Out in der DOVVSU gönnte man uns aber erst mal knapp 3 Wochen Pause, macht ja auch nicht wirklich Spass, auf eh schon angeschlagene Menschen weiter einzuhauen.

In dieser Zeit hatte ich dann Gespräche mit einer Psychologin, die mir der Botschaftsarzt vermittelt hatte. Sie selbst ist eigentlich nur mitausreisende Ehefrau und arbeitet in Ghana nicht. Aber in diversen Fällen steht sie dann doch für Gespräche zur Verfügung.
Da konnte ich dann mal ganz offen über meine Ängste und Gefühle reden, die ich hatte und die dann in körperlichen Symptomen enden.
Das tat auch ganz gut, denn ich merkte, dass ich mich nicht mehr ganz so unbeschwert in der Stadt bewegte. Wo immer ein Polizist stand, drehte sich mir der Magen um, ich habe immer die Türen vom Auto verriegelt und mich lieber 2mal umgeschaut.

Ich weiss nicht warum, aber ich habe immer noch gehofft, nie wieder etwas von diesem Fall zu hören, dass die mich jetzt endlich in Ruhe lassen.
Aber genauso wusste ich auch, dass dem nicht so sein würde und es eigentlich nur noch schlimmer kommen wird.

Am 10. März kam es dann, in einer Form, wie es keiner erwartet hätte. Man hatte eine ganz neue Front eröffnet - die politische Schiene.
Dani´s Chef fragte an, ob wir uns irgendwann am Nachmittag mal zusammensetzen können, es gäbe etwas zu bereden.
Wenn das so offiziell passiert, kann es sich nur um etwas unangenehmes handeln.
Er kam dann vorbei und eröffnete uns, dass unsere Angelegenheit mit Christine auf dem Schreibtisch des Botschafters liegt und dieser darüber gar nicht erfreut ist. Ich muss an dieser Stelle sagen, dass wir das bis dahin noch nicht offiziell in der Botschaft gemeldet hatten.
So, nun hatte er es von anderer Seite erfahren - und zwar direkt vom ghanaischen Aussenministerium.
Da stellt sich einem nun die Frage, woher die das wissen.
Wer hatte denn da ganz weit ausgeholt, um uns einen erneuten Kick zu verpassen?

Natürlich die Arbeitsagentur!
Initiiert von Janet Dagadzi (Auf den Namen klicken, dann gibt´s ein Bild der bösen Frau)

Die hatte zum einen nochmals an die Cantonments Police Station geschrieben

Liest man sich das zum ersten Mal durch, könnt man glatt lachen, aber kennt man alle aktuellen Umstände dazu, könnt man heulen, bekommt man Wut und zweifelt an sehr vielen Dingen wie gesundem Menschenverstand und Gerechtigkeit.
Dieser vor Lügen strotzende Schriebeschreib hat nämlich alles das bewirkt, was sich die Janet und Christine erträumt haben damit.
Nun war ich die böse Frau, die ihre arme Angestellte brutalst!!! mit einem Messer attackiert hat.
bemerkenswert ist da auch, dass die schlimmen Stichwunden nicht von einem Arzt dokumentiert wurden, sondern von dieser Janet!
Na und sicher würden sich die beiden freuen, wenn das ganze weiter bis zu Gericht geht, was sonst soll man jetzt noch von diesen Menschen erwarten?
Und als Anwälte haben sich die beiden auch etwas ganz besonderes ausgesucht - die LAWA

Eine nette Vereinigung von Advokaten, die ohne Nachzudenken und nachzufragen da einen ganz großen Fall gewittert hat, wo man der bösen, weissen Frau so richtig zeigen kann, was man von ihr hält.
Und wenn schon ausholen, dann aber richtig, nach ganz weit oben.

Da ist auch schnell ein Brief ans Aussenministerium geschrieben.


Man könnte meinen, mit jeden Brief wird der Vorfall dramatischer dargestellt, es verwundert fast, dass Christine meine brutalste Messerattacke überhaupt überlebt hat.
Noch viel schlimmer macht das ganze ja auch der Umstand, dass ich Diplomat bin!
Ja richtig - das war mir zwar bis dato selbst nicht bekannt, aber wenn die das so schreiben.......


Also alles in allem viel an den Haaren herbeigezogener Mist, fein säuberlich zusammengeschrieben, gesendet an die richtige Adresse und schon kommt da was ins Rollen, was nicht wirklich einer will.

Diese Briefe hatte nun der Botschafter als Kopie bekommen, ausserdem noch als Beweis für meine Brutalität die Bilder der schweren Stichverletzungen von Christine.
Hier eine Großaufnahme von ihrem Oberarm, sorry für die miese Qualität, ich habe da nur eine Kopie abfotografieren können.



Hier nochmal das "arme Opfer" mit dem schwer verletzten Arm


Jeder, der die Bilder gesehen hatte, schloss eigentlich aus, dass es sich dabei um Stichverletzungen handelt.
Was ich allerdings eingestehe ist, dass ich sie am 23. Dezember mit meinen Fingernägeln gekratzt habe, als ich versucht habe, sie von mir wegzustossen.
Was man aber meiner Meinung nach getrost als Notwehrhandlung einstufen kann und nicht als brutalste Messerattacke.

na gut, das nutzt aber alles nicht, es war nun mal so, dass mittlerweile ich Täter und Christine Opfer war und als erstes wollte der Botschafter von mir eine Stellungnahme zu den bisherigen Vorfällen.
Man weiss ja nicht genau, was mit kriminellen Ausländern oder in meinen Fall kriminellen Diplomaten (glauben jedenfalls einige Ghanaer) passiert. Aber egal, was es wäre, der Botschafter wollte es abwenden.

Das wir allesamt von dieser neuen Entwicklung wenig begeistert waren, kann man sich sicher denken.
Also lässt man alles am Abend nochmal Revue passieren und schreibt alles in Kurzfassung nieder, in der Hoffnung, dass sich diesmal jemand für die Wahrheit interessiert.

Ja, damit war dann die zweite Front eröffnet, wie es an Front Nummer 1 weiterging, gibt es gleich..................